Bericht vom Camino del Norte


San Sebastian - Llanes vom 29.04. bis 19.05.2009


Mi. 29.04.09 Anreise

Flug von Stuttgart (11:25) nach Bilbao (13:10) mit LH CityLine.
Zu unserer Überraschung gab es trotz Billigflug Bordverpflegung.

Am Flughafen Bilbao trafen wir eine Pilgerin, die von Pamplona aus den Camino Francés nur barfuß in Sportschuhen gehen wollte.

Wir, das sind meine Frau und ich, haben uns dieses Jahr alleine auf den Weg gemacht, nachdem wir in den vergangenen Jahren in einer immer kleiner werdenden Gruppe unterwegs waren. Wir hatten daher nur noch das 1. Quartier fest gebucht und alles andere offen gelassen.

Auch den ALSA-Bus von Bilbao nach San Sebastian hatten wir vorgebucht, was sich als Nachteil erwies, denn es gab sehr viele Verbindungen nach San Sebastian und wir hätten bereits am Flughafen gegen 14 Uhr losfahren können. So fand der Bustransfer erst um 18:30 nach San Sebastian statt.

Übernachtung im Hostal* Aida, DZ 50 €
www.pensionesconencanto.com


Do. 30.04.09, 13 km, San Sebastian - Orio

Der Geräuschpegel vor unserem Hotelfenster war hoch, trotzdem hatten wir gut geschlafen.
Nach dem Frühstück folgten wir dem Muschelzeichen durch die schöne Stadt zum Strand, der Concha (Muschel) heißt, wurden dann nach Durchquerung eines Tunnels in höhere Gefilde nach Orio geführt. Kurz vor dem Ziel trafen wir 2 Pilgerinnen aus Wien und Bremen, die in Irun gestartet waren und heute in der Herberge San Martin übernachten wollten. Wir gingen ins Ortszentrum und tranken in einer Bar einen Cafe con leche.

Da wir in keiner Herberge übernachten wollten, fragten wir die junge Barbesitzerin nach einem Hotel, Hostal oder dgl. Im Ort selbst gab es nichts, sie telefonierte aber mit ihrer Mutter, die nahe der Kirche Zimmer vermietete. Sie holte uns ab, um uns ein Appartement zu zeigen, das uns sofort gefiel. Es war sehr schön, mit großer Badewanne.

Bei einem Ortsrundgang trafen wir die beiden Pilgerinnen wieder, die sich ebenfalls ein anderes Quartier gesucht hatten, da ihnen die Herberge zu eng und außerdem fensterlos war.

Übernachtung im Hause TXANPELANEA, DZ 50 €
Calle Nagusia 14, Karmele Morán, Tel. 943-12.22.19


Fr. 01.05.09, 24 km, Orio - Zarauz - Zumaia - Itziar (N-634)

Wir hatten wieder sehr gut geschlafen, frühstückten in einer Bäckerei, bezahlten dann unser Zimmer und brachen auf. Wir überquerten den Fluss Oria, auf dem Ruderregatten durchgeführt wurden, die wir noch eine ganze Weile beim Erklimmen der nächsten Höhe verfolgen konnten.

Kurz vor Zarautz überholten wir 2 Pilgerinnen aus USA, die eine kam aus Maine, die andere aus Texas. Im Ort Zarautz angekommen, standen wir dann an der Kreuzung, wo man sich für den Weg rechts entlang des Ufers oder nach links steil in die Höhe über die Weinberge entscheiden musste.

Während ich im Führer las, hielt ein Autofahrer an und fragte uns, ob er helfen könne. Er sprach sehr gut deutsch, sodass man erst nach einigen Sätzen einen leichten Akzent bemerkte. Er riet uns, den Höhenweg zu gehen, obwohl dieser beschwerlicher sei, was wir dann auch taten. Beim Abschied fragte ich neugierig, wo er dieses perfekte Deutsch gelernt hätte und er sagte, dass es in San Sebastian eine sehr gute deutsche Schule gäbe. Wir hatten uns auch gewundert, dass dort von der Fassade des modernen Kultur- und Musikpalastes der Name “Kursaal” prangte.

Der steile Weg über die Weinberge war schweißtreibend, eröffnete aber auch fantastische Blicke auf den Golf und die schöne Küstenlandschaft. Wir stiegen in den mit viel Leben erfüllten Fischerort Getaria hinab, der auch über die Uferstraße erreicht werden kann, um einen Blick in die große gotische Kirche zu werfen.

Der erste Weltumsegler Kapitän J.S. Elkano (1522) stammt aus diesem Ort, der mit dem portugiesischen Seefahrer Magellan zusammen dieses Wagnis unternahm, Magellan aber auf den Philippinen von Eingeborenen erschlagen wurde.

Die großen Tapastheken, die rechts und links der Straße in den Bars zum 1. Mai aufgebaut waren, zogen uns magisch an, rein und ließen uns zugreifen. Wir bedauerten sehr, dass wir auf ein Gläschen vino tinto verzichten mussten.

Der Weiterweg wurde immer beschwerlicher, nicht nur der vielen Höhenrücken wegen, sondern weil es nicht endenwollenden Schlamm, Schlick und total aufgeweichten Untergrund gab, dem man selten ausweichen konnte. Rechts und links gab es Stacheldraht-
zäune oder Dornengestrüpp, man musste also auch noch aufpassen, um sich beim Balancieren nicht daran zu verletzen und hängen zu bleiben. Ich habe selten so miserable Wege gesehen.

Als wir die letzten Kilometer zum Etappenziel an einem vollbesetzten Reiter-Restaurant vorbei die N-634 überquerten, ging es auf der anderen Seite wiederum steil hoch, um dann oben auf dem nach rechts schwenkenden Weg parallel zur vorher überquerten N-634 bis zum nächsten Quartier nochmals so richtig manschen zu können. Da wäre ein entsprechender Hinweis im Führer auf die Ausweichstrecke N-634 Gold wert gewesen.

Im Hostal, das direkt an der N-634 lag, fragten wir nach einem Zimmer. Die Wirtin schaute untentwegt auf unsere Schuhe bis ich mit meinem “un-poco-spanisch” zu Ende war. Sie setzte zu einem Wortschwall an, aus dem ich dann zwar “si” aber auch “limpio” heraushören konnte.

Die Schuhe mussten wir vor der Haustür stehen lassen, wofür wir volles Verständnis hatten. Treppenhaus und Zimmer waren mit gebohnerten Holzböden ausgestattet. Das Haus hatte sehr dicke Mauern, das Zimmer war klamm, vermutlich waren wir die ersten Gäste in diesem Jahr.

Ich fragte nach der Heizung, die sie dann auch aufdrehte. Nach einer Stunde fühlten sich dann die ersten zwei Rippen der Heizung etwas warm an, dabei blieb es dann auch. Im Bett gab ich meine ganze Körperrestwärme an dieses ab, gegen Morgen bekam ich dann wenigstens wieder warme Füße.

Übernachtung Hostal Agroturismo-nekatur, DZ 50 €
www.nekatur.net


Sa. 02.05.09, 29 km, N-634 - Deba - Markina-Xemein

In der Nacht regnete es, die Schuhe hatten wir noch ins Zimmer retten können.

Nach dem Frühstück ging es zunächst weiter entlang der N-634, bis der Jakobsweg halbrechts abwärts in ein ach so schönes Tal abzweigte. Dafür durften wir in der Senke wieder herzhaft suhlen, um dann besser den Steilhang nach Itziar hinaufsauen zu können. Wären wir doch nur 2 km länger auf der N-634 geblieben.

Es wurde, nicht nur der langen Strecke wegen, unser schlimmster Tag. Die Buckel reihten sich nacheinander und nebeneinander auf und man wusste schon, der jeweils höchste war zu überqueren. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die mittelalterlichen Pilger freiwillig diese Höhen als Weg wählten. Vielleicht hatten die Verantwortlichen für die Wegmarkierungen im Baskenland, die übrigens ganz hervorragend, einheitlich und eindeutig gekennzeichnet waren, dies als besondere Gelegenheit und Möglichkeit zur Läuterung und Vorbereitung der Neuzeitpilger auf SdC gesehen.

Für die 10 km von Deba bis zur Bar im Dörfchen Olatz brauchten wir geschlagene vier Stunden, wovon allenfalls 10 Min. Pause waren. In der Bar tranken wir einen Kaffee und fragten nach dem Weg oder einer Übernachtungsmöglichkeit, die es aber vor Markina nicht gab. Für den Weg dorthin wurden uns 17 km genannt, im Führer waren knappe 15 km angegeben und ich hoffte, dass diese stimmen würden.

Da es schon nach 14 Uhr und unklar war, wie der weitere Weg verlief, hatte ich doch große Sorge, uns zu übernehmen. Der Satz meiner Frau: “Komm, wir schaffen das schon” wirkte wie eine Droge auf mich und wir brachen mit neuer Zuversicht auf. Wir gingen nicht die empfohlene Abkürzung, sondern folgten der etwas längeren, gut markierten Strecke.

Um 19 Uhr, nach 10 Stunden Wanderzeit, erreichten wir die Zielkurve nach Markina. Es saß ein junges Ehepaar, mit Zwillingen im Kinderwagen, auf einer Bank, die wir nach Quartieren fragten, mit negativem Ergebnis. Die Frau konnte perfekt Deutsch, wie sich herausstellte und hatte u.a. im Goethe-Institut Freiburg studiert.

Der Mann stand mit mir etwas abseits und wir mühten uns unnötigerweise mit Englisch herum. Er empfahl mir, unbedingt die Kirche am Ortseingang anzusehen, deren Altar aus 3 riesigen Felsblöcken besteht. Mir war gar nicht danach zumute, schaute dann aber doch rein. Es war gigantisch, die Kirche war um die wie Dolmen positionierten Felsblöcke herum gebaut worden.

Im Zentrum des Ortes fragten wir erneut Passanten nach Übernachtungsmöglichkeiten und wurden an den Besitzer einer in der Nähe liegenden Bar verwiesen. Ein älterer Herr, der unser Anliegen mitbekommen hatte, ging mit uns in die Bar, die proppenvoll mit Gästen und sehr rauchig war. Der Barbesitzer kam sofort zu uns herüber, bedeutete uns, dass es außerhalb des Ortes eine Möglichkeit bei seinem Bruder gäbe, der ein Hotel betreiben würde, in dem auch eine Herberge wäre. Ein anderer Gast, der Englisch konnte, half bei der Verständigung.

Wir waren hocherfreut, als wir hörten, dass das Hotel am Jakobsweg lag und uns der Bruder des Barbesitzers abholen würde. Der Barbesitzer ließ es sich nicht nehmen, mit uns draußen 20 Minuten auf das Auto zu warten.

Uns fiel ein Stein in der Größe des besichtigten Felsenaltars vom Herzen, als wir einstiegen und die im Führer beschriebene 7 km lange Strecke von Markina nach Cenarruza (Bolibar) mit dem Auto zurücklegen konnten.

Im Hotel war im 1. OG die Herberge untergebracht, im 2. OG befanden sich die Gästezimmer, wovon wir eines erhielten. Wir standen nun in der Obhut des Bruders, was wohl zur Familienehre gehört, denn er persönlich wies uns dann die Plätze im Comedor (Speiseraum) zu und schubste den Kellner weg, als dieser die Menüwünsche entgegennehmen wollte. Wir waren perplex und überglücklich, das Essen war hervorragend und das Quartier ist jede Empfehlung wert.

Übernachtung im Gasthaus Ziortza-Beitia, DZ/F 45 €


So. 03.05.09, 18 km, Cenarruza - Gernika

Nach dem Frühstück wurden wir mit Handschlag verabschiedet. Alles war wundersam und wunderbar, wir werden diese Begebenheit nie vergessen.

Es war Sonntag und die Glocken des Klosters und einer weiter entfernten Kirche stimmten uns auf den Tag ein.

Wir erlebten nach 2 Stunden einen weiteren “Höhepunkt”. Der Jakobsweg führte direkt auf ein Gehöft zu, das querstehend den Weiterweg versperrte. Links davon sahen wir eine kleine Anhöhe und wussten aus der Erfahrung vergangener Tage, hier muss der Weg sein. Richtig!

Die Anhöhe war ein gut abgelagerter, mit Bohlen eingefasster Misthaufen. Als wir ihn überblicken konnten und die noch aktiven Ausläufer im aufgewühlten Boden sahen, waren sich Kopf und Füße wie selten zuvor einig und verweigerten die Gefolgschaft. Was tun? Wir überstiegen auf der rechten Seite des Gehöftes einen schon halbwegs niedergetretenen Stacheldrahtzaun, überquerten diagonal das Ackergelände und schlüpften dort vorsichtig, Rucksäcke voraus, durch den Stacheldrahtzaun und standen wieder auf unserem morastigen Jakobsweg, aber ohne Gülle.

Dafür ging es jetzt einen steilen Hohlweg hinunter, ohne erneute Ausweichmöglichkeit. Ein Stock aus dem Gebüsch musste her, der Abstieg wäre sonst zu riskant gewesen. Unten angekommen, begegneten uns sonntäglich gekleidete Menschen, die aber den Anblick solcher Pilger, wie wir jetzt aussahen, gewöhnt zu sein schienen.

Etwas später kamen wir an einer Santiago-Kapelle aus dem 18. JH. vorbei, in der gerade eine Erstkommunionfeier stattfand. Es waren 3 Kinder, die beiden Jungs sahen aus wie zwei kleine Marine-Admirale in Uniform, die mit goldenen Tressen und Kordeln aufgepeppt waren, das Mädchen zeigte sich als die schönste Braut.

Wir hätten gerne an der Feier ganz hinten teilgenommen, aber so wie wir momentan aussahen? Nein, das ging wirklich nicht.

Gegen 17 Uhr kamen wir in Gernika an. In der Markthalle war Heimatmarkt, wir aßen dort gegrillte SpareRibs, Brot und tranken Bier bzw. vino tinto.

Gernika wurde am 26.04.1937 während eines dreieinhalbstündigen Bombenangriffes der deutschen Legion Condor zerstört. Die Deutschen griffen damals als Hilfstruppen von General Franco völkerrechtswidrig in den spanischen Bürgerkrieg ein.

Übernachtung Hotel*** Gernika, DZ 69,55 €
www.hotel-gernika.com


Mo. 04.05.09, 23 km, Gernika - Morga - Lezama

Als wir morgens aufbrachen und in einer Cafebar frühstückten, begann es vorübergehend zu regnen. Die Wege wurden wieder besser, es gab mehr asphaltierte. Wir genossen es, sind noch nie so gerne auf Asphalt gewandert, mussten aber auch noch eine Anhöhe meistern.

Das Hotel unseres Etappenzieles war abseits des Jakobsweges, versteckt hinter einigen Fabrikgebäuden und Werkhallen. Wir mussten einige Male nachfragen, bevor wir es dann als letztes Haus fanden und es wider Erwarten doch sehr idyllisch in der grünen Landschaft mit Blick auf Berge und Wald lag. In der Ferne sah und hörte man die Autobahn.

Wir aßen ein Tellergericht, das aus Ensalada mixta, lomo, patatas bestand und tranken dazu wie immer vino tinto.

Übernachtung Hotel Matsa, DZ 54,60 €
www.ruralmatsa.com


Di. 05.05.09, 11 km, Lezama - Bilbao

Nach einem guten Frühstück starteten wir bei etwas Regen und Nebel und hatten zunächst einen kräftigen Anstieg zu bewältigen. Oben angekommen öffnete sich dann der Blick auf Bilbao, dem wir auf schönen Abstiegswegen immer näher kamen, bis wir dann vor der dem Jakobus geweihten Kathedrale standen. Da unser im Vorfeld anvisiertes Quartier einige Kilometer auf der gegenüber liegenden Seite von Bilbao, Nähe Busbahnhof, lag, nahmen wir ein Taxi.

Das Pensionszimmer war einfach und sauber, aber am Waschbecken (Etagenbad) war der Warmwasser-
anschluss abgeklemmt und alle Stöpsel fehlten. Wie schade! Der Waschtag fiel aus. Wir besuchten dann das spektakuläre Guggenheimmuseum für moderne Kunst, das als das modernste Gebäude der Welt bezeichnet wird und vom amerikanischen Architekten Frank Gehry entworfen und 1997 eingeweiht wurde. Den Rückweg ins Quartier wählten wir durch die schöne Fußgängerzone, nachdem wir einen Stadtplan organisiert hatten.

Übernachtung Pension* Arias, DZ/Etagenbad 45 €
www.hostalarias.es


Mi. 06.05.09, 26 km, Bilbao - Portugalete - La Arena

Am nächsten Morgen brachen wir frühzeitig auf, frühstückten in der nächsten Bar, gingen sodann auf der empfohlenen alternativen Route rechtsseitig des Flusses Nervión, die aber der stark befahrenen Uferstraße 12 km folgte, mit Blick auf die gegenüber liegenden Hafenanlagen, deren Blütezeit vorbei ist. Beides war nicht sehr erbaulich, dafür lachte aber die Sonne vom Himmel.

In Getxo überquerten wir die berühmte Hängebrücke, die Ende des 19. JH. erbaut und die älteste noch in Betrieb befindliche dieser Art ist. Auf einer Plattform, die unter der Brücke hängt und von einem Ufer zum anderen pendelt, werden Passagiere und Autos nach Portugalete und zurück transportiert.

Dieser schöne Ort liegt am Hang, deshalb ist auf der Straße auch eine Freiluftrolltreppe installiert, die wir gerne benutzten. Am Ortsende waren riesige Straßenbauarbeiten in Gange, wir mussten Umwege laufen, die Arbeiter gaben immer wieder die Richtung vor. Wir lernten da ein kanadisches Pilgerpaar kennen, das in Bayonne gestartet war, verloren sie dann wieder aus den Augen.

Die letzten 12 km waren ein sehr breiter kombinierter Rad- /Fußweg, der uns ruhig durch schönes Gelände bis in den kleinen Badeort La Arena führte. Es herrschte reges Leben am schönen Strand, ein noch ungewohnter Anblick.

Abends aßen wir dann einen Hamburger, bevor wir in unser Zimmer mit integrierter Küchenzeile gingen. Helga fühlte sich nicht wohl und es dauerte auch nicht mehr allzu lange, bis sie sich übergeben musste.

Nach einer Stunde grummelte es auch in meinem Bauch, höchste Alarmstufe war angesagt, oben wie unten. Wir wechselten uns die ganze Nacht ab, an ein Weiterpilgern war nicht zu denken. Am Morgen fragte ich an der Rezeption nach, ob wir eine Nacht verlängern können und war erleichtert, dass es möglich war. Fast den ganzen Tag schliefen wir wie Murmeltiere. Mir ging es danach wieder ganz ordentlich, konnte auch schon etwas essen. Bei Helga dauerte es bis zum nächsten Morgen, bevor sie sich einigermaßen fit fühlte. Als Ursache für die Revolte der Verdauungsorgane vermuteten wir eine Fischsuppe, die wir tags zuvor in Bilbao als Vorspeise gegessen hatten.

Übernachtung Hotel La Arena, DZ 53,50 €
www.apartamentoslarena.com


Do. 07.05.09, Zwangspause in La Arena
Hotel La Arena, DZ 53,50 €


Fr. 08.05.09, 15 km, La Arena - Castro Urdiales

Nach dem Frühstück brachen wir um 9 Uhr auf, es ging uns wieder gut. Wir hatten uns vorgenommen einen Bus zu nehmen, wenn es notwendig werden würde. Über den Sandstrand ging es in den Ort Pobeña, der nur 1 km entfernt war. Dort kam uns ein anderer Pilger in Begleitung eines Einheimischen entgegen, der die Abzweigung nach rechts über einen steilen Treppenaufgang auf den Panoramweg oberhalb der Steilküste verfehlt hatte. Auch wir hatten den gelben Pfeil übersehen. Der Pilger stammte aus Detmold, NRW, war gestern in Bilbao gestartet und wollte bis ans Ziel nach SdC kommen.

Der Küstenweg war sehr schön, ab Onton ging es dann entlang der Straße. Um 13 Uhr kamen wir in Castro an.

Inzwischen hatten wir das Baskenland hinter uns gelassen, befanden uns jetzt in Kantabrien. Wir mieteten uns gleich im ersten Hotel ein, das sich am Ortseingang befand.

Wir suchten im Ortskern ein Restaurant auf, aßen das Menu del Dia, das uns sehr gut schmeckte, tranken später noch Kaffee und aßen ein süßes Stückchen, mit dem Ergebnis, dass Helga abends Durchfall bekam. Bei ihr war die Störung doch noch nicht überwunden.

Übernachtung im Hostal Vista Alegre, DZ/F 53,50 €
Tel 942-86.01.50, Fax 942-86.04.62


Sa. 09.05.09, 12 km, Castro Urdiales - El Pontarron del Guriezo, - (Laredo)

Wir setzten unseren Weg verhalten fort, es ging überwiegend auf befestigten Wegen voran, zum Teil entlang der Autostraße. Der Himmel zeigte sich bedeckt, es war frisch und windig. In der Mittagszeit erreichten wir an der Brücke von Guriezo eine Bar, fragten nach der Busverbindung zur nächstgrößeren Stadt Laredo und mussten uns bis dahin noch 3 Stunden verweilen, denn Helga fühlte sich unwohl.

Irgendwie hatten wir uns falsch positioniert oder nicht richtig bemerkbar gemacht, der erwartete Bus fuhr vorbei. Unmittelbar darauf hielt ein Bus in der Gegenrichtung. Wir mussten zurück nach Castro fahren, hatten dort aber Anschluss an einen Fernbus aus Zaragoza, der über die Autobahn nach Santander fuhr und in Laredo hielt. Der Bus war bis auf den letzten Platz gefüllt, zwei Leute stiegen aus, wir hatten damit das große Glückslos gezogen.

In der Nähe des Busbahnhofes fanden wir unser nächstes Quartier, ein Hostal, das zum Hotel Ramona gehörte.

Übernachtung Hotel Ramona, DZ 40 €
www.hotelramona.es


So. 10.05.09, 17,5 km, Laredo - Colindres - Santoña - Noja

Von Laredo aus sind wir zunächst den Angaben des Führers in Richtung Colindres gefolgt, was unserer Meinung nach ein Umweg war, denn der direkte Weg zur Anlegestelle der kleinen Fähre für Fußgänger, die sich nach Santoña übersetzen lassen wollten, ging von Laredo aus entlang der Strandpromenade. Mit uns ließen sich noch zwei junge italienische Pilger übersetzen. Wir gingen dann durch den Ort, dessen Festungsanlagen bis ins 19. JH. als uneinnehmbar galten. Es ging vorbei an der etwa 900 m langen Mauer des Gefängnisses von Felipe, bis wir den kilometerlangen Strand zwischen Berria und Noja erreicht hatten.

Wir zogen unsere Schuhe aus, der Sandboden war sehr fest, eine Wohltat für unsere geplagten Füße. Der Strand war zweigeteilt, denn ein kleiner Bergrücken ragte bis in den Golf. Ein steiler, mit dem gelben Pfeil markierter Weg führte darüber hinweg, danach war wieder Barfußlaufen angesagt. Einfach herrlich.

Den ganzen Tag schien die Sonne, nur auf den letzten 500 m am Strand ging noch ein Schauer nieder. Wir waren mutig, fragten nach einem Quartier im Hotel direkt am Strand und fanden da unser schönstes Zimmer, schick, modern, Badewanne mit Massagedüsen, direktem Blick auf den Strand. Der Preis war erfreulicher Weise moderat und passte zu unserem Budget.

Wir fragten, ob wir noch ein Tagesmenü bekämen, bestellten uns dann Paella mit kleinen Krabben - und was kam? Obendrauf saßen Riesenkrebse mit großen Zangen, unsere Augen wurden immer größer.

Übernachtung Hotel*** Las Olas, DZ/F 55 €


Mo. 11.05.09, 18,5 km, Noja - Güemes - Galizano

Aufbruch war um 9 Uhr, es war wieder ein sehr sonniger Tag. Wir hatten fast nur Asphaltwege zu gehen, die Landschaft war sehr schön, erinnerte an den Schwarzwald.

Um 15 Uhr kamen wir an, ein gutes Hotel, jedoch ohne Restaurantionsbetrieb. Zum Hotel gehörte noch die Pension Isabel, in der man essen konnte. Der Weg dorthin war aber viel weiter als wir angenommen hatten, mussten uns durchfragen.

Die Pensionswirtin war so eine richtig gute Hausfrau, die uns ein typisches Essen zubereitete und servierte: Weiße Bohnen, Muscheln, ensalada mixta. Wir hatten noch einen 2. Gang bestellt, sie fragte uns aber, ob wir genug hätten und gab uns zu verstehen, dass wir den 2. Gang auch stornieren können, was uns recht war. Ein Gewitterregen ging zwischenzeitlich nieder, wir kamen aber trocken zurück ins Hotel.

Übernachtung im Hotel*** La Vijanera, DZ/F 50 €
www.hotellavijanera.com


Di. 12.05.09, 23 km, Galizano - Santander - Boo de Piélagos

Von Galizano aus ging es entlang einer ruhigen Nebenstraße durch die Streusiedlung Langre nach Loredo hinunter zum Strand. Dort fragten wir eine junge Frau, die den Hund ausführte, nach dem richtigen Weg zur Fähre nach Somo, die uns nach Santander übersetzen sollte. Und oh Wunder, die Frau sprach ein sehr gutes Deutsch, denn sie war mit einem deutschen Freund liiert. Für uns war diese Begegnung sehr angenehm und wussten jetzt bestens Bescheid. Ein Holzsteg überbrückte die Dünen und führte direkt zum Strand. Barfußlaufen war wieder angesagt und wie jedesmal am Strand war strahlender Sonnenschein. In der Ferne sahen wir die Silhouette von Santander und konnten deutlich den Königspalast auf der vorgelagerten Halbinsel Magdalena erkennen, in dem heute die bekannte Internationale Sommeruniversität untergebracht ist. Von Somo aus wurden wir dann mit der Fähre übergesetzt.

Santander fiel 1941 einem wütenden, durch starken Südwind angefachten, Feuer zum Opfer, wurde fast vollständig zerstört und danach in einheitlichem Stil wieder aufgebaut. Kilometerweite Sandstrände am Nordrand einer Bucht machen sie zu einer der elegantesten Badeorte Nordspaniens.

Wir besuchten die Kathedrale und ließen uns über eine der Hauptstraßen durch die in den Gehweg eingelassenen Markierungsmuscheln wieder aus der Stadt in Richtung Westen an unser Tagesziel führen.

Das Hostal gefiel uns sehr gut, was aber durch die nahe Autobahn mit ihrem hohen Geräuschpegel geschmälert wurde. Ein geduldiger Magen war gefordert, denn erst um 21 Uhr gab es in der Hosteria etwas zu essen. Das Tagesmenü für 9 € bestand aus grünen Bohnen mit Speck, Filete bzw. Merluza, Nachtisch, Brot und Wein.

Übernachtung Hosteria de Boo, DZ 39 €
www.hosteriadeboo.com


Mi. 13.05.09, 24 km, Boo - Polanco - Camplengo - Santillana del Mar

Aufbruch war um 9 Uhr bei schönem Wetter, wir wählten die Abkürzung über die (ungefährliche) Feve-Brücke und sparten dadurch 7 km Umweg. Der Weg führte über viel Asphalt, wir machten Pause in einem kleinen Park von Polanco, in Nähe der Feve-Station. Danach trafen wir 3 deutsche Pilger aus Koblenz, die dort ausgestiegen waren und tags zuvor in Santander mit Ryanair ankamen.

Ankunft in Santillana gegen 16 Uhr. Wir haben uns den Luxus erlaubt und im einzigen 5-Sterne-Hotel des Ortes übernachtet.

Übernachtung im Hotel***** Casa del Marqués, DZ/FB 80,25 €
www.turismosantillanadelmar.com


Do. 14.05.09, 13,5 km, Santillana - Cóbreces

Am Morgen haben wir uns dann am reichhaltigen FrühstücksBuffet gestärkt und sind um 9 Uhr losgegangen. Nachts hatte es geregnet, blieb aber tagsüber trocken. Der Weg war ja nicht allzu weit, ging in leichtem Auf und Ab dem Tagesziel entgegen, die letzten 150 m nochmals steil aufwärts.

Unterwegs lernten wir noch 2 Pilgerinnen aus Husum und Hannover kennen und unterhielten uns kurz mit ihnen. Sie gingen etwas langsamer, denn eine der beiden Frauen hatte Fußgelenkprobleme.

Wir fanden unser Quartier unten am Strand und gingen dann wieder hoch ins Ortszentrum, um im einzigen Restaurant um 14:30 gemütlich ein Menü einnehmen zu können: Makkaroni mit Chorizo, Hueves con jamon y patatas, dazu Brot und Wein, sowie postre. Kosten 8 €.

In Cóbreces ist ein Zisterzienserkloster, das auch Pilger beherbergt. Abends um 18:45 besuchten wir die Kapelle des Klosters, die nur über die Klosterpforte erreichbar ist, und durften an der Vesper teilnehmen. 16 Patres sangen und beteten. Die Chorstühle waren rund um den Altar angeordnet. Mit uns nahmen noch ein deutsches Pilgerehepaar und ein Radpilger teil, die als einzige in der Klosterherberge übernachteten.

Übernachtung Hotel** El Refugio, DZ 49 €
www.hotelelrefugio.com


Fr. 15.05.09, 20 km, Cóbreces - Comillas - La Rabia - Gerra

In Comillas trafen wir neben dem Touristenbüro ein dänisches Ehepaar mit 3-jährigem Mädchen, die mit dem Fahrrad den Pilgerweg nach SdC machten. Sie waren mit der Fähre nach England und von dort mit dem Schiff nach Bilbao angereist und von da aus losgefahren. Um etwas unabhängiger zu sein, hatten sie ein Zelt dabei.

Im Touristenbüro erfuhren wir, dass die einzige Brücke in La Rabia total gesperrt und ein Umweg für Autos und Pilger ausgeschildert war. Auf dem Weg durch den Ort passierten wir auch das wunderschöne, wie ein Märchenschloss anmutende Gebäude, das von Antonio Gaudi entworfen und erbaut worden und in dem ein Nobelrestaurant untergebracht war.

Wir gingen dann, trotz Umleitungsausschilderung, direkt bis zur Brücke. Zuerst wurden wir abgewiesen. Nachdem wir aber sehr artig Bitte-Bitte gemacht hatten und es in der Mittagszeit etwas weniger arbeitsintensiv auf der Brücke zuging, durften wir nach 10 Minuten passieren. Nur dadurch war es uns möglich, auf einem alternativen Weg an den Strand zu kommen, wo aber erst noch ein Golfplatz zu umgehen war.

Wir genossen wieder die Barfußtour, nahmen in dem am Ende liegenden Strandrestaurant ein Menü ein, um dann die letzten 2 km gestärkt auf einer ansteigenden Nebenstraße nach Gerra bewältigen zu können. Von oben hatte man einen wunderschönen Blick zurück nach Osten, konnten sogar die Zwillingstürme der Kirche von Cóbreces erkennen und nach Westen war der Strand von San Vicente und die Stadtkulisse zu sehen.

Übernachtung Hotel Gerra Mayor, DZ 50 €
www.hgerramayor.com


Sa. 16.05.09, 7 km, Gerra - San Vicente de la Barquera

Beim Frühstück fragten wir den Hotelbesitzer nach den Gezeiten. Es war Flut und wir konnten nicht unmittelbar am Strand entlang den Weg nach San Vicente fortsetzen, sondern erst nach 2 km auf der abwärts führenden Straße.

Im Ort angekommen, trafen wir nochmals die dänische Radpilgerfamilie vom Vortag. Es nieselte nun etwas und wir entschlossen uns, um 12 Uhr einen Abstecher mit dem Bus nach Potes (50 km) in die Berge “Picos de Europa” zu machen, die wir schon zwei Tage lang schneebedeckt im Blickfeld hatten und Erinnerungen an die Urlaube in der Schweiz weckten. Unsere Motivation war jedoch das Franziskanerkloster, das die größte Relique des Kreuzes Jesu aufbewahrt, die der Hl. Toribius im 5. JH. aus Jerusalem mitgebracht haben soll. Der Papst verlieh dem Kloster die gleichen Privilegien, die nur noch Jerusalem, Rom und SdC haben (Heiliges Jahr, vollständiger Ablass).

In Potes mussten wir erst noch 3 km die Landstraße hochlaufen, um zum Kloster Santo Toribio de Liébana zu gelangen. Wir hatten Glück und konnten um 17 Uhr an einer Führung teilnehmen, wobei wir aber kaum was verstanden. Doch zum Abschluss hob der Franziskanerpater das Reliquienkreuz aus dem Altarschrein der Kapelle, legte es auf ein Samtkissen und jeder durfte es in Augenschein nehmen und verehren.

Übernachtung im Hotel Dolnar, Potes, DZ/F 42,80 €
www.hoteldolnar.com


So. 17.05.09, 25 km, Unquera - Colombres - Llanes

Von Potes aus fuhren wir am Morgen um 8:30 Uhr mit dem Bus nicht zurück nach San Vicente, sondern ein Stück weiter nach Unquera, um von dort den Jakobsweg fortzusetzen. Wir befanden uns jetzt in Asturien. Es war die letzte Etappe unserer Pilgerschaft, auf der wir nochmals einen sehr schönen alternativen Weg laufen konnten, der offizielle Jakobsweg hingegen entlang der zum Teil stark befahreren Nationalstraße führte.

An der Steilküste erlebten wir ein Naturphänomen, das die Spanier Bufones de arenillas nennen, was wörtlich übersetzt “Spaßmacher des Streusandes” heißt. Die Küstenfelsen sind an dieser Stelle sehr stark verkarstet, es gibt Höhlungen in den Felsen, die horizontal ins Land ragen und in denen sich bei starkem Seegang ein höllisches Spektakel mit Erde und losem Gestein abspielt, sodass wir zuerst an starkes Donnergrollen dachten, weil von den Bergen her der Himmel sehr schwarz wurde. Wir standen später genau an der Stelle, wo die Wasser- und Gesteinsmassen vom Golf her unter uns im Boden vorbei donnerten und das beängstigende Gefühl auslösten, jetzt müsse sich die Erde auftun und uns ein Ungeheuer verschlingen. Manchmal schießen die Enden der Brandungswellen unter Pfeifen und Fauchen, Geysiren gleich, aus den Kratern.

Es fing an zu regnen und der Weg zog sich noch lange in ständigem Auf und Ab dahin, bis wir endlich in Llanes ankamen.

Übernachtung im Hotel*** Las Rocas, DZ 40 €
www.hotelasrocas.com


Mo. 18.05.09 Llanes (Ruhetag)

Am Montag bummelten wir durch den schönen Ort mit alter Bausubstanz, gingen auf dem Panoramaweg der Steilküste entlang und trafen das Pilgerpaar, das in der Kapelle der Zisterziensermönche zu Cóbreces auch mit uns die Vesper besucht und in der dortigen Herberge übernachtet hatte. Sie flogen am Nachmittag von Santander zurück nach Hause, in die Nähe von Düsseldorf. Wir hingegen durften nochmals im Hotel am Hafen eine ruhige Nacht verbringen, bevor wir unsere Rückreise antraten.

Hotel*** Las Rocas, DZ 40 €


Di. 19.05.09 Rückreise

Den Busbahnhof erreichten wir nach 5 Minuten Fußweg, der Alsa-Bus fuhr pünktlich um 7:40 Uhr los. Die planmäßige Ankunft sollte um 11 Uhr in Bilbao sein, da jedoch ein Unfall auf der Autobahn war, kamen wir erst um 11:40 Uhr an. Der nächste Shuttlebus zum Flughafen fuhr um 12:00 Uhr, ein Taxi hätte 28 € gekostet, der Bus hingegen nur 1,30 €/Person. Unser Zeitpuffer war groß genug, um diesen nehmen zu können.

Um 14:00 Uhr war Abflug nach Stuttgart, es gab Bordverpflegung und vino tinto wie bei der Anreise und das zum Gesamtpreis von 99 € einschl. Nebenkosten für Hin- und Rückflug. Mit dem BW-Ticket fuhren wir von Stuttgart nach Hause in die Karlsruher Waldstadt.

Gerhard Brüstle
www.jakobswege-www.blogspot.com

Keine Kommentare: