2011 Der Mosel-Camino Koblenz - Trier


Ein versponnener Mosel-Camino - und wir gingen ins Netz!


Am Sonntag, 18.09.2011, fuhren meine Frau und ich mittags mit dem Zug nach Koblenz, um von Stolzenfels aus unseren Weg nach Trier zu beginnen. Zuerst wollten wir aber etwas von Koblenz sehen sowie die Bundesgartenschau besuchen und hatten deshalb dort zwei Übernachtungen gebucht.

Schängelbrunnen
Im Hotel angekommen, wurden wir sogleich darauf hingewiesen, dass seit Samstag ein großes Fest in der Altstadt stattfindet, das sogenannte Schängelfest, und deshalb auch heute alle Geschäfte geöffnet seien.

Wir konnten uns unter Schängel nichts vorstellen, erfuhren aber, dass jeder in Koblenz geborene Bürger sich so nennen darf und stolz darauf ist. Das war aber nicht immer so, denn der Begriff entstand zu der Zeit, als Koblenz 20 Jahre lang zu Frankreich gehörte (1794-1814) und die Kinder, die damals und zu späteren Besatzungszeiten einer Beziehung zwischen einer (ledigen) Koblenzerin und einem Franzosen entstammten, eher despektierlich Schängel genannt wurden, wobei “Schang” dem französischen “Jean” entsprach, der als Spitzname für die franz. Besatzer galt. Der Schängel ist gewitzt und schlagfertig. Ein Brunnen wurde ihm als Denkmal gesetzt, von dem er die ihm zu nahe tretenden Besucher unvermittelt nassspritzt.

Wir genossen die tolle Athmosphäre, ließen uns einfangen von mittelalterlichen Gauklern und Märkten, den vielen unterschiedlichen Marktständen entlang der Fußgängerzone und Einkaufsmeile und verweilten da und dort etwas länger.

Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zu einem der Buga-Eingänge  beim kurfürstlichen Schloss und bummelten durch die Parkanlagen davor und dahinter, entlang des Rheins in Richtung Deutsches Eck, um mit der Drahtseilbahn über den Rhein auf das Gelände der Festung Ehrenbreitstein zu gelangen. Wir waren überrascht über das schöne weitläufige Areal mit wunderbarem Ausblick auf Rhein und Moselmündung, die gewaltigen Ausmaße der Festungsanlage, die nach Gibraltar die nächstgrößte Europas sein soll.

Wir präsentierten uns neben anderen Besuchern als vollreife (badische) Früchte in dem überdimensionierten Korb, wo man es sich (fast) ungestört auf knuddeligen Luftsäcken bequem machen konnte. Wir empfanden die gesamte Buga mit den verschiedenen Themen und Schwerpunkten als sehr abwechslungsreich und gelungen.


Basilika St. Kastor
Auf dem Rückweg zum Hotel besuchten wir u.a. auch die Liebfrauenkirche und die Basilika St. Kastor, die 1992 durch Papst Johannes Paul II. in den Rang einer Basilika minor erhoben wurde.
Übernachtung Hotel National, DZ/F 70 €


Dienstag, 20.09.2011, Stolzenfels - Alken, 20 km

Endlich konnten wir mit der Pilgerwanderung auf dem Mosel-Camino beginnen. Wir waren sehr gespannt auf die ca. 170 km lange Strecke, bei der insgesamt, den Angaben zufolge, nahezu 4600 Höhenmeter zu überwinden waren. Gespannt auch deshalb, weil ich auf den Kauf eines  Führers verzichtet und lediglich ein Blatt mit dem Etappenverlauf der 8 vorgeschlagenen Etappenziele und die aus mehreren Seiten bestehenden Maps mit dem rot markierten Pilgerweg von Stolzenfels bis Trier ausgedruckt dabei hatte.

Mehr war auch wirklich nicht erforderlich, wobei aber die Km-Angaben des erstgenannten Links sehr ungenau und zumindest bei der 3. Etappe von Treis-Karden nach Bullay gut und gern 5 km zuwenig angegeben sind und das ausgerechnet bei der Etappe, die sowieso die anstrengenste mit 800 Höhenmetern und 29 km statt 24 km lang ist. Diese Etappe würde ich beim nächsten Mal unterteilen in Treis-Karden - Beilstein - Bullay.

Der Weg selber ist so gut und so üppig mit der gelben Muschel auf blauem Grund ausgeschildert, dass man sich, bei etwas Aufmerksamkeit, schlichtweg nicht verlaufen kann. Die Seite der Muschel, auf der die Rippen (Radialfalten) zusammenlaufen, zeigt immer die Richtung an. In Spanien ist es allerdings umgekehrt, da weisen die gespreizten Rippen den Weg. Zusätzlich waren bei vielen an den Bäumen angebrachten Vogelhäuschen gelbe Pfeile aufgemalt.

Beim Mosel-Camino fände ich in einem Führer neben den kumulierten Höhenmetern auch das Vorhandensein eines aussagekräftigen Höhenprofils pro Etappe bzw. von Ort zu Ort wichtig, wie es z.B. in folgendem Fernwege-Link zu finden ist.

Um 9 Uhr verließen wir das Hotel, denn um 9:20 Uhr fuhr der Bus 650 (Boppard) nach Stolzenfels, Haltestelle Schlossweg. Auf dem Weg zum nahe gelegenen Busbahnhof wollten wir noch schnell zwei Bananen kaufen, was der Verkäuferin suspekt vorkam, als ich auch noch mit einem nagelneuen 50-Euro-Schein bezahlen wollte und kein Kleingeld hatte. Sie ordnete uns wohl als andere Früchtchen ein und nicht als die wir uns tags zuvor auf Ehrenbreitstein präsentiert hatten und prüfte genau den Schein, bevor sie ihn annahm. Das fing ja gut an.

Teilausschnitt Schloss Stolzenfels
An der Haltestelle Schlossweg in Stolzenfels liefen wir 20 m zurück und befanden uns auf dem Camino. Es ging sogleich steil hoch zum Schloss, teilweise über Treppen,  mit schöner Sicht auf den Rhein und die gegenüberliegende Landschaft.


Das Schloss steht ab 10 Uhr zur Besichtigung offen, wir ließen uns aber nach einer Viertelstunde  nicht schon in unserem Vorwärtsdrang bremsen und gingen weiter bergauf, vorbei an den freigelegten Grundmauern eines Merkurtempels, tangierten den Ort Waldesch,
Blick auf Alken
Hünenfeld, Naßheck, bis wir schließlich die Wallfahrtskirche Bleidenberg erreichten. Von da aus ging es den letzten Kilometer sehr steil den Felshang hinunter nach Alken, der früher in umgekehrter Richtung als Kreuzweg mit 7 Stationen begangen wurde.

Als wir feststellten, dass in unserem Quartier im Gästehaus auch eine Sauna war und wir diese für einen kleinen Obolus benutzen durften, war das ein toller Abschluss der 1. Etappe, bevor wir in der Winzerstube zu Abend aßen.

Übernachtung Weingut Brachtendorf, DZ/F 65 €


Mittwoch, 21.09.2011, Alken - Treis-Karden, 20 km

Blick zurück auf Hatzenport
Um 9 Uhr machten wir uns frisch gestärkt auf den Weg und wechselten von den Höhen des Hunsrücks auf die andere Seite der Mosel zu denen der Eifel. Der Weg führte durch die Orte Löf und Hatzenport, wo wir immer wieder Nüsse aufsammeln und Trauben verkosten konnten. Es ging nun ständig aufwärts, die Ausblicke auf die Mosel waren fantastisch, bis wir von ihr weggeführt wurden. Diese Etappe war wenig bewaldet. Wir trafen ein Pärchen, das ebenfalls den Mosel-Camino ging, aber nirgends reserviert hatte. Sie sorgten sich um die Quartiere, bekamen da und dort Absagen bzw. keine telefonische Verbindung. Das kann dann schon frustrierend sein.

Später trafen wir noch ein anderes Pärchen beim Rasten. Sie waren auch nach Trier unterwegs, ihre Rucksäcke waren groß und sahen schwer aus. Der junge Mann sagte, dass sie ein Zelt dabei hätten und campen wollten. Ich schätzte sein Rucksackgewicht auf mindestens 15 kg, worauf er nickte. Das könnte ich nicht mehr, war meine Reaktion, habe nur halb soviel und muss mit zunehmendem Alter immer mehr darauf achten, möglichst wenig dabei zu haben. Da nickte dann seine Partnerin.

Burg Eltz
Zwei Kilometer vor der Burg Eltz, auf die wir uns freuten, weil sie zu den schönsten Deutschlands zählt, wenn nicht sogar die schönste ist, ging es einen kurzen aber sehr steilen Stich hinunter, der auch noch mit Eicheln gespickt war und uns fast zu Skatern werden ließ. Auf der Asphaltstraße, die dann weiter abwärts zur Burg führt, standen viele Leute, die sich von einem VW-Bus die letzten 1,5 km fahren ließen und ein einträgliches Geschäft für den Fahrer bedeuteten. Unsere Freude wurde gemindert, weil der größte Teil der Burg verhüllt war und aufwändig renoviert werden muss. Wir entschlossen uns dennoch, sie zu besichtigen, kostete uns aber auch viel Zeit.

Treis-Karden
Es fiel uns nach der Führung schwer, wieder in Tritt zu kommen und der Weg ging erneut aufwärts und zog sich, bis wir endlich aus der Höhe Treis-Karden sahen. Der Abstieg war wiederum sehr steil und erforderte volle Konzentration. Um 18 Uhr waren wir endlich am Ziel, dachten auch an die beiden Pärchen, die wir aber überhaupt nicht mehr zu sehen bekamen.

Übernachtung Hotel “Am Stiftstor”, Karden, DZ/F 66 €


Donnerstag, 22.09.2011 Karden - Bullay, 29 km

Weg Richtung Engelport
Es war unser Hammertag mit 800 Höhenmetern und einem 5 km längeren Weg als  erwartet. Angegeben waren unter mosel-camino.de nur 24 km. Außerdem hatten wir hochsommerliche und schweißtreibende Temperaturen.

Kurz vor 9 Uhr brachen wir auf, mussten über die Moselbrücke, die Karden mit Treis verbindet und befanden uns wieder im Hunsrück, Richtung Kloster Engelport. Es ging nicht der Straße lang sondern, wie sollte es anders sein, stetig ansteigend über einen Höhenrücken, bevor der Weg abwärts zum Kloster führte und wir quasi von der Rückseite dort ankamen.

Ein Ort, der Ruhe und Frieden ausstrahlt. Selbst die Bäume auf dem idyllischen Weiterweg neigten ihre Wipfel und schienen gegenseitig die Stämme zum stillen Gebet zu falten. Einfach schön. Auch wir kamen beim ständigen Aufstieg dem Himmel etwas näher, bevor es zum wunderschönen Ort Beilstein wieder an die Mosel runter ging. Auf der Terasse des ehemaligen Klosters der Karmeliter genossen wir Kaffee und Kuchen,
Burg Metternich, Kirche Beilstein
besuchten die barocke Klosterkirche mit schwarzer Madonna, bevor wir uns auf den Weiterweg machten und wiederum dem Himmel näherten. Die Burg Metternich, die einst dem gleichnamigen Fürstengeschlecht gehörte, blieb für uns außen vor und rechts liegen.

Beilstein
Der Weg wollte einfach nicht enden und als wir uns kurz vor dem Ziel wähnten, waren es immer noch 5,5 km bis Bullay und bereits kurz vor 17 Uhr. Wir schalteten auf Reserve um und den Turbo ein und hätten doch fast auf dem breiten Forstweg den schmalen Abzweig nach links in den Wald übersehen, was uns gerade noch gefehlt hätte. Um 18 Uhr kamen wir müde am Ziel an und waren froh, dass wir bereits das Quartier gebucht hatten.

Ich verstehe nicht ganz, wie man so eine lange, kräftezehrende und zeitraubende Etappe vorschlagen kann, denn der Mosel-Camino mit all seinen schönen Ausblicken und Weinörtchen ist viel zu schön, um ihn durchhecheln zu müssen. Und das wildromantische Beilstein als Zwischenetappe wäre genau richtig gewesen.

Übernachtung Hotel Moselperle, DZ/F 80 €


Freitag, 23.09.2011, Bullay - Traben-Trarbach, 26 km

Auch die heutige Etappe forderte viel Kraft und Energie, war nur etwas kürzer als die gestrige. Wir waren ebenfalls von 9 bis 18 Uhr unterwegs ohne allzu große Pausen und hatten wiederum Sonne pur. Wir wechselten erneut auf das gegenüberliegende Ufer der Mosel. Ein schöner Weg führte uns hinauf nach Marienburg und durch Weinberge. Auf der Höhe hatten wir sowohl linker als auch rechter Hand die Mosel im Blick, da sie südlich von Zell eine enge Kehre machte. Über eine Fußgängerbrücke ging es nach Zell hinein, die Zeller  “schwarze Katze” krümmte weithin sichtbar ihren Buckel. Wir hatten aber einen viel schlimmeren und steileren Buckel zu bewältigen, der auch noch Bummkopf hieß. Der Weg hätte stufenlos kaum noch steiler verlaufen können. Zwischendrin hatte man aber einen fantastischen Blick auf die Moselschleife.

Blick vom Beinter Kopf
Bald darauf ging es wieder hinunter nach Enkirch. Dort wurde uns empfohlen, mit der Fähre auf die andere Seite der Mosel zu fahren, um auf dem Rad-/Fußweg entlang der inneren Moselschleife auf kürzestem Weg zum Etappenziel zu gelangen. Letztendlich folgten wir aber doch dem vertrauten Muschelzeichen und nahmen den zu Beginn sehr steilen, teilweise über Treppenstufen führenden Weg hinauf nach Starkenburg. Dort kamen wir nach etwa 1,5 h an und kehrten in das Restaurant ein, das den schönsten Moselblick versprach. Wir hatten keinen Zweifel daran und sowohl den Ausblick als auch Kaffee und Kuchen verdient und genossen.

Als ich die Bedienung fragte, wie weit der Weg bis Traben-Trarbach noch wäre und sie  6 km nannte, verspürte ich doch ein bisschen Druck im Magen. Wir mussten da jedenfalls nochmal Wasser nachfassen und baten den Wirt am Tresen, unsere Flaschen zu füllen. Zur Sicherheit fragte ich auch ihn nochmal nach dem Weg. Er sagte uns, dass wir noch 100 m die Straße hochlaufen müssten, wo dann rechts ein Weg durch den Wald direkt nach Traben-Trarbach runter führt und wir in 45 Minuten dort wären. So hörte sich das deutlich angenehmer an und ich konnte sogar über die  Hochwassermarke von 1983 an der Hauswand schmunzeln, was ja, hoch oben über der Mosel, bestimmt die biblische Sintflut in den Schatten gestellt hätte.

Alter Stadtturm, Trarbach
Die vom Wirt genannte Zeit stimmte tatsächlich, nur mussten wir zu unserem Quartier noch gut einen Kilometer entlang der Mosel in Richtung Wolf dranhängen. Das Hotel verfügte über Hallenbad und Sauna, dessen Ofen extra für uns angemacht wurde. Um nochmals in den Ort zurück zu laufen, wo Federweißenfest war, hatten wir doch keine Lust mehr. Bad und Sauna durften wir kostenlos nutzen.

Übernachtung Hotel Gonzlay, DZ/F 80 €


Samstag, 24.09.2011, Traben-Trarbach - Osann-Monzel, 20 km

Blick auf Trarbach
Wir mussten zur Fortsetzung des Weges nach Trarbach zurück. Es war etwas neblig, der Nebel löste sich aber schnell auf. Sowohl der Himmel als auch wir strahlten wieder.
Der Weg führte moderat aufwärts durch Weinberge und Wald. Bald ging es wieder abwärts durch Rebland, vorbei an einer am Waldrand liegenden Gaststätte mit Sicht auf Mosel und Bernkastel-Kues, zu der ganze Gruppen hin “pilgerten”. Wir sahen auch schon, dass auf der Mosel eine große Ruderregatta vom Zweier- bis zum Achterboot stattfand, der viele Menschen auf der Brücke und am Ufer interessiert zuschauten. Auch wir ließen uns Zeit und verfolgten das Geschehen entlang des Uferweges, den sich Spaziergänger, Wanderer und vor allen Dingen sehr viele Biker teilen mussten.

Regatta-Achter, Bernkastel
Viele Senioren waren mit Pedelecs unterwegs, genossen auf diese Weise die neue Mobolität mit dem Elektro-Fahrrad und ständigem “Rückenwind”. Ehrlich gesagt hätte ich die 2-3 km entlang der Mosel ebenfalls gerne auf einem Pedelec genossen, bevor der Muschelweg hinter Lieser wieder abzweigte und uns leicht ansteigend nach Monzel führte. Unser Quartier war im Ortsteil Osann und damit  knapp zwei Kilometer abseits des Caminos.

Versponnener Camino in Monzel
Nachdem wir geduscht, unsere Wäsche erledigt und etwas geruht hatten, schlenderten wir durch den kleinen Ort und besuchten die Vorabendmesse, die um 17:30 Uhr gefeiert wurde. Danach aßen wir im Restaurant zu Abend. Das Essen, das Zimmer und die Wirtsleute, alles war bestens.

Übernachtung Landhotel Rosenberg, DZ/F 60 €


Sonntag, 25.09.2011, Osann-Monzel - Klüsserath, 20 km

Heute Morgen war es erstmals herbstlich kühl und sehr neblig, als wir kurz vor 9 Uhr das Hotel verließen und zurück nach Monzel mussten, um von dort der Muschel folgen zu können. Es ging jetzt wieder gewohnheitsmäßig kräftig aufwärts, dauerte aber nicht allzu lange, bis wir nur noch blauen Himmel über uns hatten. Bald hatten wir die Kapelle und Schutzhütte Minheim erreicht, wo wir einige Sätze mit einem Ehepaar wechselten, die sehr stramm ihre sonntäglich-sportliche Nordic-Walking-Runde machten und an der Hütte ein frisches T-Shirt anzogen. Sie fragten nach unserem Woher und Wohin und waren sehr interessiert und angetan von dem, was wir ihnen erzählten, erhielten einen Motivationsschub und wollen es sich auch vornehmen.


Von der Kapelle ging es allmählich abwärts nach Klausen zu einer sehr großen und schönen Marienwallfahrtskirche, die als solche die größte des Bistums Trier sein soll. Es war noch Gottesdienst und die Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt.

Marienwallfahrtskirche Klausen
Auf dem Weiterweg ging es nochmals ordentlich bergauf, vorbei an Obst- und einigen Nussbäumen, durch Mischwald und Rebanlagen, bis wir dann allmählich zu unserem Etappenziel hinunter geführt wurden, wo mal zur Abwechslung Oktoberfest a la München gefeiert wurde, die Tische im Hotel weiß-blau eingedeckt, Paulanerbier ausgeschenkt und Schweinshaxen, Nürnberger Würstchen auf Sauerkraut mit Kartoffelbrei und andere bayrische Gerichte auf der Speisekarte standen, was irgendwie eigenartig auf uns wirkte. Komisch auch, dass in den meisten Winzerhäusern kein “Federweißer” zu haben war und fremde deutsche Weine als “Federweißer” anzubieten, in diesen Häusern verpönt zu sein schien. Also haben wir uns einfach wie in Bayern gefühlt, bayrisch gegessen und die Mosel als Isar betrachtet. Unser Zimmer war ruhig, wir haben gut geschlafen.

Übernachtung Zum Rebstock Mittlers Landhotel, DZ/F 60 €


Montag, 26.09.2011, Klüsserath - Schweich, 16 km

Blick zurück auf Klüssenrath
Die heutige Etappe war, was Länge und Steigung anbelangt, sehr angenehm und landschaftlich schön, weniger anstrengend und im Vergleich zu den vorangegangenen eher erholsam.

Wir haben seit vergangenen Mittwoch keine Pilger mehr gesehen, heute begegnete uns immerhin ein Wanderer, der aus der Gegend stammte und spontan in Schweich seine Wanderschaft begonnen hatte und bis Sonntag in Koblenz sein wollte. Allerdings nicht speziell auf dem Mosel-Camino, sondern auf dem Moselhöhenweg, der nicht immer mit dem Camino identisch ist.

Ansonsten teilten wir uns den Weg nur noch mit Schwarzkitteln, diese aber nie zu Gesicht bekamen, weil sie nachts oder in der Dämmerung unterwegs waren, als wir bereits oder aber immer noch schliefen. Jedenfalls zeugten fast jeden Morgen frische Spuren von ihren Aktivitäten, die darin bestanden, rechts und links des Weges die Erde umzupflügen, um nach “wild-schweinischen” Leckereien und Köstlichkeiten unter der Oberfläche zu suchen, wozu bestimmt nicht unsere immer in Mengen vergossenen Schweißperlen zählten. Wir sahen direkt neben dem Weg eine Kuhle, wo sie gesuhlt und sich wohlgefühlt haben müssen, denn ihre Fußabdrücke im Matsch waren noch gut zu erkennen.

Zitronenkrämerkreuz
Kurz darauf kamen wir am Zitronenkrämerkreuz vorbei, das deswegen so heißt, weil hier anno 1687 ein Zitronenhändler aus Italien umgebracht worden sein soll.  Der Mörder muss wohl sehr sauer auf ihn gewesen sein.

In Schweich angekommen, mussten wir uns noch in Geduld üben, denn das Hotel war bis 17 Uhr geschlossen (Ruhetag), was uns in der Reservierungsbestätigung mitgeteilt worden war.

Übernachtung Hotel Grefen, DZ/F 65 €


Dienstag, 27.09.2011, Schweich - Trier, 23 km

Vom Hotel aus wurden wir über die Hauptstraße durch den Ortskern und dann über die Bahnhofstraße aus dem Ort heraus geführt. Die heutige Etappe hatte längst nicht mehr so viele Höhenmeter aufzuweisen, hatte es aber dennoch in sich. Es ging durch Feld und Wald, die Orte Quint, Ehrang und Auf der Bausch wurden tangiert bzw. waren zu passieren, bis wir am höchsten Punkt zu einer schönen Kanzelaussicht kamen mit großem modernem Stahlkreuz und Sitzgelegenheiten, um in Ruhe die weite Sicht genießen zu können. Auch Eidechsen wärmten sich neben uns in der prallen Sonne.

Bald danach ging es sehr steil runter nach Biewer, eine Wandergruppe, die auf dem Eifelsteig unterwegs war, stieß beim Abstieg zu uns. Unten angekommen bogen diese nach rechts ab und wir wurden nach links zur Jakobus-Kirche geleitet, die aber verschlossen war. Die Muschel wies uns den Weg an die Mosel, wo es eher langweilig  auf dem fast schnurgeraden Rad-/Fußweg und vorbei an einer Kläranlage weiter ging.

Plötzlich war großes Hallo. Zwei Seniorenpaare aus Aachen, die ebenfalls in unserem Hotel in Schweich einquartiert waren und Pedelecs auf der Anhängerkupplung ihrer Autos mittransportiert hatten, waren mit diesen nach Trier gefahren und befanden sich gerade auf dem Rückweg, als sie uns mit den Rucksäcken erkannten. Wir wurden bestaunt, als hätten wir soeben das Marathontor siegreich durchlaufen.

Porta Nigra, Trier
Der Weg zog sich dann noch, bis wir endlich über die Moselbrücke ins Zentrum von Trier, der mutmaßlich ältesten Stadt Deutschlands, einlaufen konnten. Hungrig und müde suchten wir zuerst unser Hotel auf, das Restaurant hatte aber leider Ruhetag. Nun denn - wir machten uns frisch. Zur Porta Nigra war es nicht allzu weit und überall konnte man problemlos noch im Freien sitzen. Wir taten es am Hauptmarkt beim Restaurant “Zur Steipe”, ließen es uns gut gehen und beobachteten das rege und pulsierende Leben mitten im Zentrum der Stadt, ehe wir dann zurück zum Hotel gingen. Ein etwas ausgedehnteres “sightseeing” hatten wir für den nächsten Vormittag geplant, da wir erst am frühen Nachmittag nach Hause fahren wollten.

Übernachtung Hotel-Restaurant Pieper, DZ/F 80 €


Mittwoch, 28.09.2011, Heimreise Trier - Karlsruhe

Um 7:30 Uhr frühstückten wir, das Büffet war sehr reichhaltig und berücksichtigte sogar Bedürfnisse internationaler Gäste, angefangen von Rollmöpsen bis zu ganz exotischen Früchten. Wir freuten uns u.a. über ein hausgemachtes Müsli, was in dieser Art nirgendwo vorher angeboten wurde.

So gestärkt, machten wir uns zuerst durch die Innenstadt auf den Weg zur 3 km entfernten romanischen Abtei St. Matthias zum Grab des Apostels. Zurück fuhren wir ein Stück mit dem Bus, da wir das Länderticket “Rheinland-Pfalz” für die Heimreise schon besorgt und jetzt schon nutzen konnten. Wir gingen dann an den Kaiserthermen vorbei, durch den Park zum kurfürstlichen Palais, besichtigten die römische Konstantin-Basilika sowie die Liebfrauenkirche, älteste gotische Kirche Deutschlands und den Dom St. Peter, schlenderten dann über den Hauptmarktplatz in Richtung Porta Nigra und holten im Hotel unsere Rucksäcke ab.

Um 13:13 Uhr fuhr unser Zug nach Koblenz von dem aus wir nochmal einige unserer Strecken und Etappenziele Revue passieren lassen konnten. Um 15:02 Uhr ging es per RE-Zug nach Mainz und ebenso weiter nach Karlsruhe, Ankunft 17:48 Uhr. Das Rheinland-Pfalz-Ticket kostete für zwei Personen 24 € und war bis Karlsruhe Hbf gültig.

Der Mosel-Camino war für uns ein sehr schöner, abwechslungsreicher, aber auch anstrengender Weg, den wir als Spätsommertraum erleben durften und so in Erinnerung bleiben wird. Es lohnt sich ihn zu gehen und ggf. die Etappen den eigenen Wünschen, Möglichkeiten und Fähigkeiten anzupassen und nicht unbedingt die vorgeschlagenen zu übernehmen.

Nachtrag vom 18.03.2012:
Es gibt eine neue Homepage zum Mosel-Camino